Von Tiril Andersen / GICJ

Übersetzt von Elina Siegfried

Am 20. Januar 2022 brach im Al-Shaina/Ghuwayran Gefängnis im Nordosten von Syrien ein intensiver Kampf aus. Die Auseinandersetzung begann mit einem versuchten Gefängnisausbruch und unter Einbezug zweier Autobomben. In den letzten Wochen spitzte sich die Gewalt immer weiter zu, was zu einer besorgniserregenden Anzahl ziviler Opfer führte. Obwohl die genaue Zahl der Todesopfer noch nicht bestätigt wurde, ist anhand von Berichten des betroffenen Gefängnisses davon auszugehen, dass bisher nahezu 300 Menschen getötet wurden. [1] Im Al-Hasakeh Gefängnis sind rund 5000 Häftlinge inhaftiert, welchen mit ISIS in Verbindung gebracht werden. Unter den 5000 Häftlingen befinden sich circa 700 Kinder, von welchen viele in jungem Alter von ihren Eltern getrennt wurden, da diese in Verbindung mit terroristischen Gruppen standen. 

Am 23 Januar 2022, erklärten sich die sogenannten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) nach dreitägigen Kämpfen, nicht dazu in der Lage zu sein, um die Verantwortung für den Schutz dieser Kinder zu übernehmen. Am 25. Januar 2022 äusserte UN-Sonderberichterstatterin Fionnuala Ní Aoláin erste Besorgnis bezüglich der intensiven Kämpfe im Al-Hasakeh Gefängnis, welche das Wohlergehen der inhaftierten Kinder ausserordentlich beeinträchtige. Sie betonte, dass "Jungen im Alter von 12 Jahren inmitten des Chaos und des Gemetzels im Gefängnis um ihr Leben fürchten müssen". [2] Diese Kinder benötigen dringend einen umgehenden Schutz vor Folter und grausamer Behandlung. Berichten zufolge werden die Jungen wiederholt von ISIS-Soldaten als menschliche Schutzschilder benutzt, was allerdings bisher nicht offiziell bestätigt wurde.[3] 

Die UNO fordert die unverzügliche Evakuierung der ungefähr 700 gefangen genommenen Kinder, da ihr Leben und Wohlbefinden zutiefst gefährdet sind. Sonderberichterstatterin Fionnuala Ní Aoláin appellierte eingehend an die internationale Gemeinschaft, dringend zu handeln. Internationale Akteure müssen den Schutz dieser jungen Menschen gewährleisten, um weiteres Leiden zu verhindern. Die Kinder seien als Opfer des Terrorismus zu betrachten und ihre fundamentalen Rechte auf Sicherheit und Menschenwürde sollten als oberstes Ziel gelten und zu jeder Zeit gewährleistet sein.

Geneva International Centre for Justice (GICJ) ist über die fortdauernde Lage im Al-Hasakeh Gefängnis und dem gesamten Konflikt in Syrien ausserordentlich beunruhigt. Wir verurteilen alle Formen von Folter oder unmenschlicher Behandlung von Gefangenen. Besonders besorgt sind wir über die gefangen gehaltenen Kinder und die schweren Menschenrechtsverletzungen, welchen sie gemäss diversen Berichten ausgesetzt sind. Kinder sollten vor jeglicher Form von Gewalt geschützt werden und ihre Grundrechte auf Sicherheit und Würde sollte vollumfänglich sichergestellt sein. GICJ fordert die internationale Gemeinschaft auf, Unterstützung zu bieten und die Kinder in ihre Herkunftsländer zurückzubringen.

Justice, Human Rights, Geneva, geneva4justice, GICJ, Geneva International Centre For Justice

Read in English


[1] https://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/syria-un-expert-urges-states-save-their-boys-caught-isil-prison-attack

[2] https://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/syria-un-expert-urges-states-save-their-boys-caught-isil-prison-attack 

[3] https://reliefweb.int/report/syrian-arab-republic/syria-un-expert-urges-states-save-their-boys-caught-isil-prison-attack  

GICJ Newsletter